Beim Spaziergang durch die Weinberge ist derzeit viel Aktivität zu beobachten. Die Winzer machen gerade den Winterschnitt bei ihren Reben. Was ist denn das? Nach dem Laubfall im Herbst bleiben lange, in sich verwobene Ruten, die Vorjahrestriebe, zurück. Diese werden nun zum Teil komplett weggeschnitten, andere bleiben und werden eingekürzt. Die, die bleiben, sind entweder das Fruchtholz, also die Triebe, die in der anstehenden Vegetationsperiode Früchte bringen sollen. Oder sie bilden das Ersatzholz, das in der anstehenden Vegetationsperiode vor allem kräftiges Holz bildet, um im Folgejahr die Früchte zu bringen oder aber, um bei sehr starkem Frost, dem geschädigten Rebstock dabei zu helfen, den Stock neu aufzubauen.
Der Winterschnitt bestimmt maßgeblich den Ertrag im folgenden Herbst, ist also bereits ein Instrument, um die Erntemenge zu reduzieren und die Qualität zu erhöhen. Er kann in der gesamten laubfreien Zeit erfolgen, sofern eine Temperatur von -5°C nicht unterschritten wird. Neben unterschiedlichen Schnittarten zur Stockerziehung gibt es in vielen Weinbauländern individuelle gesetzliche Vorschriften. Beim Winterschnitt werden in der Regel 80-90% des einjährigen Holzes entfernt und bis auf maximal zwei Fruchtruten zurückgeschnitten. Die Fruchtruten werden auf eine bestimmte Augenzahl (Knospenzahl) reduziert, die u.a. von der jeweiligen Rebsorte abhängig ist, damit der Rebstock nicht durch übermäßigen Behang zu stark belastet wird.
Wenn Ihr nun aber beobachten könnt, dass es auch Rebanlagen gibt, bei denen der Rückschnitt nicht erfolgt, muss das nicht automatisch heißen, dass diese Weinfelder nicht bearbeitet werden. Es könnte sein, dass der Winzer sich bewusst für die Minimalschnitterziehung entschieden hat und dabei die Reben nur wenig oder gar nicht zurückschneidet. Er verspricht sich davon eine Qualitätssteigerung z. B. durch eine lockere Traubenstruktur, kleine Beeren oder längere Reifezeiten.